LSV-BARMER GEK-Breitensportpreisverleihung 2015: ‚Lernen fürs Leben – in meinem Verein’

Zehn Sportvereine aus Schleswig-Holstein sind am 7. Dezember 2015 im Kieler „Haus des Sports“ im Rahmen der LSV-BARMER GEK-Breitensportpreisverleihung 2015 für ihre beispielhaften Angebote und Projekte, die aufzeigen, dass der Vereinssport mit seinen vielfältigen Angeboten für alle Generationen ein ideales Lernfeld fürs Leben ist, mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 12.000 Euro belohnt worden. 10.000 Euro steuerte die BARMER GEK als Hauptsponsor des Breitensportpreises bei, 2.000 Euro stellte der Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) zur Verfügung.

‚Lernen fürs Leben – in meinem Verein‘ lautete in diesem Jahr das Motto des Wettbewerbs unter der Schirmherrschaft von Schleswig-Holsteins Minister für Inneres und Bundesangelegenheiten, Stefan Studt. Mitgliedsvereine des Landessportverbandes konnten Bewerbungen einreichen, die anhand beispielhafter Aktionen, Programme und Projekte verdeutlichen, dass im Verein nicht nur Bewegung und eine gesunde Lebensweise erlernt, sondern auch die unterschiedlichsten Werte und Inhalte für alle Generationen vermittelt werden.

Die Ehrungen wurden von LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen, der Staatssekretärin im Ministerium für Inneres und Bundesangelegenheiten, Manuela Söller-Winkler, und der Politikreferentin der BARMER GEK Schleswig-Holstein, Ulrike Wortmann, vorgenommen.

„Unsere Sportvereine leisten für die Gesellschaft einen wertvollen Beitrag. Neben dem Erlernen von Bewegung und sportlichen Disziplinen fördern sie in jedem Alter ein gesundes Verhaltensmuster und übernehmen mit der Vermittlung von Werten auch pädagogische Verantwortung“, sagte LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen bei der Ehrungsveranstaltung. „Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Ältere finden gleichermaßen in den Sportvereinen Angebote und Programme, die ihnen bei der Bewältigung vielfältiger Aufgaben in ihrem Alltag helfen, so der LSV-Präsident. Gerade Jugendliche würden im Sport Gemeinschaft, Herausforderungen, Erfolgserlebnisse, die Bewältigung von Niederlagen, körperliche Leistungsfähigkeit und Spaß erleben. Wichtige gesellschaftliche Werte wie gegenseitige Rücksichtnahme, Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit könnten im Verein ganz konkret erfahren und erlebt werden. Aktivität im Sportverein trage maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung bei, so
Tiessen weiter.

Auch die Politikreferentin der BARMER GEK Schleswig-Holstein, Ulrike Wortmann, hob die Bedeutung des Breitensports hervor: „Seit nunmehr 19 Jahren fördern wir in enger Zusammenarbeit mit dem LSV den Breitensport in Schleswig-Holstein. Ihm kommt eine ganz besondere Aufgabe in der Gesundheitsprävention zu. Wir haben zunehmend mit den Folgen von Defiziten insbesondere bei Ernährung und Bewegung zu tun. Die Lage ist klar: Bewegung hilft, Krankheiten zu vermeiden und Lebensqualität zu verbessern. Das diesjährige Motto: ‚Lernen fürs Leben – in meinem Verein‘ greift den besonderen Stellenwert von Sport in unserer Gesellschaft auf. Eine gesunde Lebensweise und das Erleben von unterschiedlichen Werten im Vereinsleben stärken das Selbstkonzept, die positive Befindlichkeit und die Stressresistenz. Wir wollen die Menschen, gleich welcher Altersgruppe, dazu motivieren, für ihre Gesundheit aktiv zu werden. Die Bewerbungen zum BARMER GEK Breitensportpreis haben eindrucksvoll gezeigt, wie engagiert die Vereine arbeiten. Es ist erfreulich, zu sehen, mit welcher Professionalität und welchem Ideenreichtum dabei vorgegangen wird.“

Die Top3-Platzierten im Porträt:

Der erste Preis, dotiert mit 3.000 Euro, wurde in diesem Jahr an den Leichtathletik Klub (LK) Weiche aus Flensburg vergeben.

Die engagierten Verantwortlichen des Vereins, der zurzeit rund 270 Mitglieder hat, mit ihrem Vorsitzenden Jan Dreier an der Spitze, haben die Jury vor allem durch die detaillierte Darstellung mehrerer nachahmenswerter Projekte und Maßnahmen überzeugt. So bestehen beispielswiese die Trainingslager der Jugend des LK Weiche aus einer ganz klar strukturierten Projektarbeit, in die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingebunden sind. Um ein funktionierendes Trainingslager durchzuführen, „müssen“ die Teilnehmenden sich im Vorfeld eines Trainingslagers für eine konkrete Tätigkeit während der gemeinsamen Freizeit entscheiden. Benötigt werden u.a. Köche, Redakteure, Grafiker, Erzieher, Betreuer, Trainer, Reinigungskräfte, Regisseure und Moderatoren. Auch die Ziele des gemeinsamen Trainingslagers werden von den Jugendlichen selbst definiert und diskutiert. So möchten die Teilnehmenden durch gezieltes Training bessere Leistungen erzielen, ihre Technik in den leichtathletischen Disziplinen verbessern, in der Gruppe gemeinsam mit den anderen Athleten Spaß haben und nicht zuletzt im Team Verantwortung für sich und für andere übernehmen. Es gibt regelmäßig Stammtische für Jung und Alt, gemeinsame Wettkämpfe und Trainingslager werden organisiert und Projekte durchgeführt.

Eine Selbstverständlichkeit sind für die LK Weiche bereits seit Gründung des Vereins Maßnahmen zur Integration und zur Inklusion. Das Motto „Jeder ist willkommen“ ist im Verein gelebte Wirklichkeit. Auch bei der Integration von Flüchtlingen kommt dem Verein in Flensburg eine ganz besondere Rolle zu. Für diese Zielgruppe werden alle Kosten übernommen, jeder Einzelne wird persönlich betreut inklusive Spracherwerb. Neben dem regulären Trainingsbetrieb gibt es ? ebenfalls seit Vereinsgründung ? eine Trainingsgruppe im „Holländerhof“, einer Einrichtung für Menschen mit Handicaps. Die Gruppe trainiert in den Räumlichkeiten des Holländerhofs, lädt die Vereinsmitglieder zu Veranstaltungen ein und nimmt an Wettkämpfen teil. Sie ist eine ganz besondere Gruppe mit ganz besonderen Trainern. Dies hat dazu geführt, dass im täglichen Training Athleten mit Down-Syndrom, Lähmungen und Spastiken dabei sind. Sie sind fester Teil aller Trainingsgruppen und aus dem Vereinsalltag in der LK Weiche nicht mehr wegzudenken.

Den zweiten Preis, dotiert mit 2.500 Euro, erhielt der SV Tungendorf Neumünster.

Der SV Tungendorf Neumünster (SVT) ist ein Verein mit über 3.700 Mitgliedern, der sich stets weiterentwickelt, neue Herausforderungen annimmt und sein Sportverständnis aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen anpasst. So wurde der SVT Neumünster bereits mehrfach für sein besonderes Engagement im Gesundheitssport ausgezeichnet und hat sich durch innovative Ideen wie Kooperationen mit Firmen, das bilinguale Kinderturnen sowie durch Sportangebote für Senioren in betreuten Einrichtungen als eine wichtige Institution für die Stadt Neumünster positioniert.

Im SVT finden sich Angebote im sportlichen, gesundheitlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Bereich wieder, die die große Vielfalt des Vereins widerspiegeln. So bietet der SVT Neumünster z.B. verschiedenste Möglichkeiten an, das Schwimmen zu erlernen. Kinder von drei bis fünf Jahren können gemeinsam mit einem Elternteil das Element Wasser kennenlernen und anschließend schwimmen lernen. An die Kleinsten richten sich Wassergewöhnungsangebote für Babys und Kleinkinder. Dabei haben Eltern die Möglichkeit, mit ihren Kindern ab einem Alter von 3 Monaten Übungen im Wasser zu erlernen, um sie auf ein späteres Schwimmen lernen vorzubereiten. Seit kurzem bietet der SVT in Kooperation mit weiteren Trägern auch jugendlichen Flüchtlingen die Möglichkeit, das Schwimmen zu erlernen. Dieses neue Angebot wird sehr stark angenommen ? regelmäßig kommen mehrere Jugendliche mit ihren Betreuern dazu in die Schwimmhalle.

Neben zahlreichen Sportkursen gibt es im SVT-Sportzentrum seit einiger Zeit Englischkurse für Senioren, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Grund- und Aufbaukursen die Fremdsprache erlernen können. Mit dem bilingualen Kinderturnen hat der Neumünsteraner Großverein bereits seit Jahren von sich reden gemacht. Nun nutzt er bewusst die Kompetenzen seiner qualifizierten Übungsleiter und bietet den zahlreichen Seniorinnen und Senioren im Verein Sprachkurse ohne Leistungsdruck und mit viel Spaß an. Hintergrund dieser Maßnahme ist, dass gerade die älteren Frauen und Männer das Motto ihres Vereins bewusst erleben können: „Vielmehr als nur ein Sportverein“.

Seit April 2015 kooperieren die ‚Brücke Neumünster‘ und der SVT Neumünster. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, dass die Teilnehmer der ‚Brücke Neumünster‘ am Sportprogramm des SVT teilnehmen können und die Übungsleiter des Vereins durch die ‚Brücke‘ im Umgang mit psychisch kranken oder auffälligen Menschen geschult sowie aus- und weitergebildet werden. Die Aus- und Weiterbildungsangebote sind für die Übungsleiter des SVT kostenlos und bieten diesen eine Chance, sich über den sportlichen Bereich hinaus fortzubilden. In dem Projekt „Werde Pate“ werden Mitglieder gewonnen, um als Paten für Menschen mit psychischen Erkrankungen bereitzustehen und diesen den Einstieg in den Verein und zu den vielfältigen Sportangeboten zu erleichtern. Die ‚Brücke Neumünster‘ ist mittlerweile Mitglied im SVT Neumünster geworden, um ihren Klienten und den Übungsleitern des Vereins diese Angebote zu ermöglichen.

Der dritte Preis, dotiert mit 2.000 Euro, ging an den Itzehoer Kanu-Club.

Der Itzehoer Kanu-Club gehört mit 158 Mitgliedern zu den kleineren Sportvereinen im Land und betreibt seinen Sport primär auf der Stör. Die Verantwortlichen des Vereins verdeutlichen in ihrer Bewerbung, dass ihr Sport weit mehr bedeutet, als nur auf dem Wasser zu paddeln. Sie beschreiben ihren Verein als ein Lernfeld zur Förderung des eigenständigen Engagements, zur Förderung von Respekt, Fairness und Fair Play, zur Förderung von Teamgeist und sozialem Miteinander und nicht zuletzt als eine große Chance zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Um dieser Einschätzung Nachdruck zu verleihen, beschreiben die Itzehoer ihr abwechslungsreiches Vereinsleben in ihrer Bewerbungsmappe anhand einer Reise durch die Jahreszeiten.

Im Frühjahr bereiten die Verantwortlichen die Vereinsmitglieder und deren Gäste auf die kommende Saison vor. In einer Öko-Schulung, an der alle Vereinsmitglieder teilnehmen, geht es um das naturgemäße Paddelverhalten, um Tiere und Pflanzen in und am Wasser, um die Gewässergüte und um den Schutz der Gewässer sowie deren Lebensräume. Der praktische Teil der Schulung besteht aus einer Exkursion, die in Zusammenarbeit mit dem NABU Itzehoe durchgeführt wird. Die Verantwortlichen des Vereins betonen dabei den Lerneffekt für alle Beteiligten, da die Kanuten durch ihr Verhalten einen großen Einfluss auf die Natur und damit gleichzeitig auch eine große Verantwortung haben.

Im Sommer geht es aktiv aufs Wasser – nicht nur auf das Heimatgewässer, die Stör, sondern bei zahlreichen Touren auch auf andere Flüsse in ganz Norddeutschland. Die Jugendgruppe übernimmt dabei selbst die Planung und Durchführung der Jugendsommertouren. Die Jugendlichen organisieren den Tourverlauf, bilden Zelt- und Kochgemeinschaften und gestalten auch das Rahmenprogramm. So verbessern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur die eigene sportliche Leistung, sondern entwickeln auch ihr Organisationsvermögen, ihre Teamfähigkeit, ihr Durchhaltevermögen, und ihre Selbstständigkeit weiter und lernen, selbst Verantwortung zu tragen.

Im Herbst nach dem Ende der Outdoor-Saison werden in zahlreichen Lehrgängen und Kursen die Theoriekenntnisse aufgefrischt und neue Erfahrungen gesammelt ? ein Erste-Hilfe-Lehrgang gehört dabei zur Pflicht aller Vereinsmitglieder. Im Winter schließlich organisiert der Itzehoer Kanu-Club zahlreiche Ausflüge, Schulungen und gesellige Veranstaltungen.

Sieben weitere Preisträger

Neben den vorgenannten Preisträgern wurden sieben weitere Sportvereine mit Preisen bedacht. Der Reiterverein Bornhöved und Umgegend und der TuRa Meldorf erhielten jeweils 1.000 Euro. Über jeweils 500 Euro können sich die folgenden Vereine freuen: Elmshorner MTV, FTSV Fortuna Elmshorn, MTV St. Michaelisdonn, TSV Reinbek und TSV Selk.

Der Breitensportpreis wurde in diesem Jahr bereits zum 19. Mal verliehen. In dieser Zeit haben sich insgesamt 267 Vereine mit 513 Einreichungen beteiligt - einige Vereine auch mehrfach. „Mehr als 190.000 Euro haben wir in diesen Jahren direkt an unsere Vereine ausgeschüttet; gut angelegtes Geld, das der Arbeit an der Basis zugutegekommen ist“, resümiert LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen.